Hohe Sicht und Lärmschutzhecke

  • Hallo liebe Bambusfreunde.
    Ich plane in den nächsten 2 Jahren ein größeres Bambushecken-Projekt und habe dazu ein paar recht spezielle Fragen an die alten Bambus-Hasen. :)
    Ich planen einen 3m x30m langen halbkreisförmigen Sichtschutz aus Bambus um das Haus gegen die nebenan verlaufende 4-spurige Schnellstraße zu schützen. Die Grundfläche in der Rhizomsperre soll aus 2 Viertelbögen mit jeweils einer Fläche von etwa 3m x15m bestehen. Entfernung zum Haus etwa 15m.
    Wegen der Gesamtgröße wird ein Viertelbogen dieses Jahr und der andere erst im nächsten oder übernächsten Jahr verlegt.


    Die gewünschte durchgängige Endhöhe der Hecke ist etwa 9-10m. Dabei wäre das komplette Haus inkl Dach(ca. 12m) komplett abgedeckt und von der Straße aus nicht mehr zu sehen, da die Hecke auf 2/3 Entfernung zwischen Haus und Straße liegt.
    Wie steht das mit Sicht- und Lärmschutz auf den unteren 3-5m wenn der Bambus ausgewachsen ist? Bleibt der Bereich belaubt oder verkahlt der im Laufe der Zeit? Direkte Sonne ist außen vorhanden da Südseite. Auf der Innen(Nord)seite auch noch 1-2 Stunden direkte Sonne morgens bzw. Abends.
    Reicht der Durchmesser der Sperre von 3m? Es wären auch 4m Breite für die Sperre möglich, wenn das dem unteren Sicht- und Lärmschutz hilft.
    Welche Breite kann ich in etwa oben in der Krone der Hecke rechnen bei 3m Grundfläche und 10m Höhe? 6m oder sogar mehr?


    Endhöhen und Sorten im Weinbauklima?
    Sind die jeweils angegebenen Endhöhen der Sorten realistisch oder muss hier am Standort auf Dauer mit 1-2m mehr rechnen? Wir haben hier Weinbauklima (hessische Bergstraße) und der Standort ist Südseite, das heißt beste Bedingungen die man in Deutschland für einen Bambus kriegen kann.
    Ist die angegebene Endhöhe das absolute Maximum oder die Höhe die durchschnittlich nach nur 5-10 Jahren Standzeit erreicht wird oder werden die Bambusse hier im Klima generell hinterher noch höher? 10m statt 9m ist kein Problem, aber spätestens 12-13m wären mir eigentlich auf Dauer zu viel und bringen keinen zusätzlichen Nutzen und mehr Schatten in den Garten.
    Wird die maximale Höhe nur von einzelnen Halmen erreicht und der Rest der Hecke ist 1-2m niedriger?


    Ist die angegebene Endhöhe nach 10-15 Jahren bei großen Bambussorten (Vivax, Boryana) irgendwie beeinflussbar?
    -z.B. indem man aufhört zu düngen, wenn der Bambus die Wunschhöhe erreicht hat?
    -oder indem man von vornherein 5-6 Bambusse in eine Rhizomsperre pflanzt statt nur 2-3 Pflanzen damit die sich gegenseitig Konkurrenz machen?
    -oder durch Reduzierung der Grundfläche auf 2x15m?
    -jährliches Auslichten der Großen Halme? Wäre eigentlich schade und bei 2x15m Länge sicherlich jedes Jahr sehr aufwändig. Kürzen sämtlicher Halme kommt aufgrund der Höhe sicherlich nicht in Frage


    Die Sorten die mir gefallen und die momentan in Frage kommen und deren angegebene Endhöhen sind z.B. Nigra Punctata (7-8m eigentlich zu klein), Nigra Boryana (10-11m) und mein Favorit aufgrund der schönen hellen Halme Vivax Huangvenzhu Inversa (10m)
    Es wohl Sinn einen der ganz großen zu nehmen und den eher etwas kleiner zu halten um auf Dauer die 9-10m zu erreichen. Oder etwa doch eine nicht so hoch wachsende Sorte. Gibt es noch andere Sorten die ihr empfehlen könntet? Vorzugsweise nicht nur mit komplett grünen Halmen? (Vivax Aureocaulis hab ich schon)
    Was meint ihr?

  • Na,ja 4m breite ist besser. Hier P.nigra Henonis.
    Bei 30 m. würde ich die Pflanzen größer kaufen sonst dauert es ewig.
    Eine Mischung der Sorten ist auch gut. zb. vivax ,boryana ,henonis
    Haben sich alle bewährt und werden ca. 10 m




    [Blockierte Grafik: http://i54.photobucket.com/albums/g91/juanes57/ooo043.jpg]

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    komisch, dass hier nicht mehr an Antworten kommt, hab leider gerade nicht soviel Zeit hier ausführlich zu antworten.
    Meine Meinung erstmal stichpunktartig:


    Unter den Bedingungen keine Gedanken machen, dass der Bambus zu hoch werden könnte. Höhen über 10 m gibt es in D nur an ganz wenigen Stellen und auch nur dann wenn der Bambus frei laufen kann.


    Alle Arten/Sorten die 10m oder mehr erreichen können sind bei dieser Größe auf locker den unteren 2-3 m (eher mehr) unbezweigt. Sichtschutz bieten dann nur die Halme. Das kann aber auch recht dicht wirken. Anbei Phyllostachys parvifolia bei mir im Garten (Foto vom letzten WE). Diese Pflanze ist übrigens gerade mal 6 m hoch.



    Schonmal an zusätzlichen Sichtschutz außerhalb der Sperre durch Fargesien gedacht?


    Zu dem Wunsch "wenn möglich nicht komplett grüne Halme": Zu bedenken ist, dass Bambusse, die im unteren Bereich keine Halmknospen angelegt haben (also dann später bei den hohen und dicken Halmen) nicht die typische Färbung im Sulcus zeigen (ist ja auch in dem Bereich quasi kein Sulcus da...). D.h. Phyllostachys vivax "Huangwenzhu Inversa" ist im unteren Bereich einfach gelb, Phyllostachys vivax "Huangwenzhu" ist einfach grün usw.
    Da gefällt möglicherweise so ein grüner Bambus mit weissen Nodienringen, wie der oben gezeigt parvifolia sogar besser. Die Nodienringe sieht man nämlich auf jeder Höhe.
    Bei einem großen Bambus mit nicht nur grünen Halmen muss man im Weinbauklima Phyllostachys violascens erwähnen! In Frage kommen noch: Parvifolia, Atrovaginata, Prominens, Dulcis (alle grün). Iridescens ist auch gut (hat mich gerade Jürgen dran erinnert). Die schönste Halmfärbung zeigen die Formen von Phyllostachys bambusoides, aber da würde ich mich selbst an der Bergstraße nicht drauf verlassen. Einmal knapp -20°C und Du fängst von vorne an.


    Bedenke, wenn es mal Nassschnee gibt werden Deine Riesen sich (vorübergehend) umlegen. Wie weit ist die Straße weg?


    Ich kann auch gerne mal ein Treffen anbieten, bin ständig zwischen Heidelberg und Offenbach unterwegs.
    Viele Grüße,
    Steffen




  • Phyllostachys vivax Huangwenzhu als Sichtschutz um auf der Terrasse vom Nachbarn nicht gesehen zu werden,
    denn der hat Fenster bis unters Dach.
    Die Sperre hat ca 2 x 12 m und das funktioniert seit 10 Jahren ganz hervorragend!
    Da auch immer mal wieder dünnere und bis unten belaubte Halme wachsen bietet es sich an, um den gewünschten Sichtschutz zu erhalten, diese Halme im hinteren Bereich
    zu erhalten.
    Wenn hinter der geplanten Rhizomsperre noch 1m Platz bis zur Grenze bleibt dann finde ich Steffens Vorsachlag mit Fargesien als Sichtschutz auch sehr charmant.

  • Hallo Nagash,




    so könnte es aussehen, wenn vor Phyllostachys, die im unteren Bereich nicht belaubt und relativ durchsichtig ist, eine Fargesie steht (ist nicht bei mir).


    Im Bambus-Journal 3 2014 gibt es übrigens einen ausführlichen Bericht über „Bambus als Heckenpflanze“, in dem eine formierte bisettii Variante beschrieben wird. Zugegeben auch eine Geschmacksfrage, aber mit Sicherheit blickdicht und kompakt, wenn die Beetbreite nur begrenzt ist. Die Fotos von Christoph sind auch hier im Forum zu finden.

    Grüne Grüße
    Ute

  • Hallo,


    Zu dem Wunsch "wenn möglich nicht komplett grüne Halme": Zu bedenken ist, dass Bambusse, die im unteren Bereich keine Halmknospen angelegt haben (also dann später bei den hohen und dicken Halmen) nicht die typische Färbung im Sulcus zeigen (ist ja auch in dem Bereich quasi kein Sulcus da...). D.h. Phyllostachys vivax "Huangwenzhu Inversa" ist im unteren Bereich einfach gelb, Phyllostachys vivax "Huangwenzhu" ist einfach grün usw.


    Ich war eigentlich der Annahme, dass Färbungen im Sulcus auch bei größeren Halmen erhalten bleiben.


    Jedenfalls hat hier ein Huangwenzhu Bestand mit doch recht ordentlichen Halmen (ich würde so auf ca. > 5cm Durchmesser im untersten Bereich schätzen, and die Pflanzen kann man leider nicht heran zum Messen) auch im unteren Bereich wo keine Halmknospen sind die typisch gelbe Färbung wo der Sulcus sein sollte.
    Auch sagen mir die Bilder von erwachsenen edulis bicolor Beständen etwas anderes.

  • Vielen Dank schon mal für die vielen Antworten und auch für die ganzen Bilder. Jetzt kann ich mir das schon erheblich genauer vorstellen.


    Wegen der Max Höhe beruhigt mich das 10m kaum überschritten werden. Dann wird es auf jeden Fall einer der großen Bambusse.
    Die Idee mit der Unterpflanzung ist ebenfalls interessant, das könnte ich ja auch jederzeit noch nachträglich machen, falls es untenrum zu kahl wird.
    Hat jemand schon mal versucht eine niedrige Sorte phyllostachys und ein hohe in der selben Rhizomsperre zu halten? Ob das auf Dauer funktioniert?


    Übrigens habe ich gerade gelesen, dass man gegen das Verkahlen untenrum einfach die neuen Halme auf halb- oder drittel-Höhe abschneiden soll, dann bilden die wohl bis zum Boden ihre Blätter aus. Das ist auf jeden Fall einen Versuch wert.


    Was den Standort hier angeht:
    Die Straße ist 10m Minimum weg, also wäre ein Umbiegen bei Schnee auch kein Problem.
    Die Tiefsttemperaturen hier waren in den letzten 35 Jahren nur in einem Jahr eine Nacht mal bei -15°C. Ein normaler Winter wie dieses Jahr schafft es auf gerade mal -7°C. Insofern kommen eigentlich alle Sorten in Frage.


    Ich hatte geplant für den ganzen Bogen nur die gleiche Sorte zu nehmen, damit es dann auf 30m eine einheitliche "Wand" aus gleichen Halmen gibt, wenn man aus dem Fenster schaut. Wenn die Zeichnung erst auf ein paar Meter Höhe anfängt wäre das kein Problem.


    Der Huangvenzhu von dir, Jens, gefällt mir übrigens auch sehr gut.Hat der eigentlich das gleiche dunkelgrüne Laub wie ein Vivax Aureocaulis? Das gefällt mir nämlich extrem gut von der Farbe her.


    Ansonsten postet doch bitte einfach noch ein paar Bildern von euren hohen Beständen.

  • Übrigens habe ich gerade gelesen, dass man gegen das Verkahlen untenrum einfach die neuen Halme auf halb- oder drittel-Höhe abschneiden soll, dann bilden die wohl bis zum Boden ihre Blätter aus. Das ist auf jeden Fall einen Versuch wert.
    .


    Hallo,
    ganz so einfach ist es nicht.
    Ein Bambushalm bildet nicht wie andere Gehölze (ist ja eigentlich ein verholzendes Gras) eine Unmenge an schlafenden Augen die bei Bedarf zu wachsen anfangen wenn sie beispielsweise durch Rückschnitt dazu angeregt werden.
    Wenn Du z.B. einen vivax-Halm auf halber Höhe kappst wird da auch in 5 Jahren nix mehr an Blättern oder Zweigen am kahlen Halm erscheinen.
    Bei regelmäßigem Schnitt über Jahre kann man aber trotzdem aufgrund der Halmdichte und der daraus ergebenden Blattmasse ein Blätterdickicht erzeugen wenn man das will.
    Eine 10 Meter hohe Hecke aus phyllostachys, hmmm, ...da musst Du unter Umständen aber auch mind. 10 Jahre drauf warten, bei etlichen wird das nie was und bei den anderen auch nur wenn die klimatischen Verhältnisse und alles andere stimmen.


    Vielen Grüße

    • Offizieller Beitrag

    @ Nicholas, naja, meistens (aber nicht immer) siehst man schon unten noch die Färbung des "Sulcus" aber zumindest deutlich schwächer als weiter oben. Hier mal ein Vergleich von heute, Phyllostachys bambusoides 'Castilloni inversa' , ganz unten (und die Halme sind noch nicht so dick, dass kein Sulcus mehr da wäre):


    ... und in etwas über 2m Höhe:


    Grüße,
    Steffen

  • @Steffen,


    erfahrungsgemäß würde ich sagen, dass die Färbung im Sulcus generell erhalten bleibt.
    Ich kenne mich leider kaum mit Botanik aus, war aber der Annahme, dass es sich um eine Mutation am Meristem handelt.
    Die Färbung sollte an sich nichts mit dem Ausbilden von Seitentrieben zu tun haben sondern einfach immer an der gleichen Stelle am Halm vorkommen (im Bereich wo Seitentriebe entstehen können).


    Eine schnelle Suche auf google zu edulis bicolor https://www.google.at/search?q…olor&source=lnms&tbm=isch
    Und für den Castilloni inversa hier: http://www.bambouweb.fr/listes.php?famille=1


    Auch kleiner bleibende phyllos wie spectabilis die, wenn sie älter sind ja auch im untersten Bereich keine Seitentriebe ausbilden, behalten eigentlich die Färbung im Sulcus.


    Meine einzige Erklärung warum die Färbung im Sulcus vielleicht gänzlich verschwinden würde wäre, dass die Pflanze stark zu Mutationen neigt.


    [edit] Kannst du im unteren Bereich auch die (fehlende) Sonneneinstrahlung als Faktor für die blassere Färbung ausschließen?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nicholas,


    ja, die Mutation passiert im Meristem, aber in unterschiedlichen Schichten. Google mal nach dem "Tunica-Corpus model". Je nachdem, ob die Mutation in der L1, L2 oder L3 passiert sieht man sie sofort, oder erst wenn im Sulcus die darunter liegende Zellschicht sichtbar wird. Je weniger der Sulcus ausgeprägt ist umso geringer ist der Blick auf die darunter liegende Zellschicht. Diese Färbung wird durch Sonneneinstrahlung übrigens nicht stärker sondern geringer.


    Viele Grüße,
    Steffen

  • @Steffen


    ich habe jetzt mal etwas gesucht und diese recht interessante Dissertation gefunden: http://lib.ugent.be/fulltxt/RU…00974084_2010_0001_AC.pdf


    Was ich nicht ganz an deiner Erklärung verstehe ist warum im Sulcus die darunter liegenden Zellschichten besser zu sehen seien sollten.
    Nach meinem Verständnis bilden sich über dem Nodienring interkalare Meristeme die sich erst nach einer Zeit elongieren. Wenn jetzt die Knospe für einen Seitentrieb quasi "im Weg" ist entsteht eine Delle die dann durch das Elongieren (eben nur vertikal und nicht horizontal) zum typischen Sulkus wird. Fehlt der Seitentrieb wird nichts eingedrückt und der Halm bleibt schön rund. Jedenfalls ist das meine leienhafte Interpretation.

  • Interessante Thematik, Steffen und Nicholas...


    Wäre vielleicht auch was für einen Artikel im Journal - also wenn ihr euch geeinigt habt, wies denn jetzt wirklich funktioniert ;) ... und sich jemand bereit erklrären würde es in einem Artikel zusammen zu fassen.


    Für mich zumindest ist das Thema "Entstehung anders gefärbter Sulcus" ziemliches Neuland und vielleicht geht es ja auch anderen Bambus-Interessierten so.


    Viele Grüße,
    Christian