Faunenverfälschung

  • Hallo Bambusfreunde!


    Bei der Bekämpfung der Bambusmilbe bewegt sich was, allerdings in der falschen Richtung. Letztes Jahr hatte ich kräftig gespritzt. Einen Bericht darüber habe ich auf meiner Website veröffentlicht. Da das Giftspritzen eine Sauerei ist, hatte ich mir geschworen, es nicht noch mal zu wiederholen. Was in diesem Jahr passieren wird, steht noch in den Sternen. Da nicht auszuschließen ist, dass wieder was auf den Bambusblättern herumkrabbelt, wenn’s wärmer wird, wollte ich mich rechtzeitig um Raubmilben bemühen, um sie zu gegebener Zeit auf die Bambusmilben loszulassen. Biologische Schädlingsbekämpfung ist ja was Feines. Die Nützlinge fressen die Schädlinge auf, während man faul im Liegestuhl liegt und in die Sonne blinzelt. Ein gutes Gewissen hat man auch noch dabei. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht leider etwas anders aus.


    Zunächst mal habe ich es bis heute nicht geschafft, einen Lieferanten für Raubmilben zu finden. Nachforschungen bei Firmen in Deutschland und den Niederlanden verliefen ergebnislos. Dann kam ein Antwortschreiben der Firma Katzbiotech in Berlin, das mir richtig auf den Magen geschlagen ist. Ich gebe es hier im vollen Wortlaut wieder:


    Sehr geehrter Herr Bovermann,


    meines Wissens hätte nur die Typhlodromus bambusae Effekte gegen die Bambusspinnmilbe, Effekte von Amblyseius fallacis sind mir unbekannt. Die erstgenannte Art ist in Asien heimisch und tritt bisher in Europa nicht auf. Eine Einfuhr halte ich aufgrund der Faunenverfälschung für problematisch. Aktuell ist eine gesetzliche Zulassung von Nützlingen in Europa in Bearbeitung. Für T. bambusae wird, falls eingesetzt, zukünftig eine Zulassungspflicht bestehen. Ich rate deshalb davon ab die Milben von irgendwoher zu beziehen und freizusetzen.


    Mit freundlichem Gruß


    Dr. Peter Katz



    Ist das nicht großartig ? Die Schädlinge breiten sich, wahrscheinlich aus Asien kommend, rasant aus und erobern, ohne sich für „Faunenverfälschung“ zu interessieren, unsere Bambusgärten. Die Nützlinge (Raubmilben) müssen aber, da sie keinen deutschen Taufschein vorweisen können, erst mal von den Bürokraten in Berlin bzw. Brüssel zugelassen werden. Ohne TÜV-Plakette am Hinterteil dürfen sie also nicht in unseren Gärten auf Jagd gehen. Wahrscheinlich muss derjenige, der die Tierchen bestellt, auch noch eine umfangreiche Jägerprüfung absolvieren. Ich habe das Gefühl, da knirscht es irgendwo im Getriebe.


    Also doch wieder spritzen ? Die alten Metasystox-Kanister aus dem ABC-Waffenarsenal und die Gasmaske hervorkramen ? Nun ja, Metasystox ist grundsolide Chemie. Made in Germany. Damit verfälscht man die Fauna nicht, man bringt sie lediglich um.


    Etwas werde ich allerdings vorher noch ausprobieren. Falls sich neue Milben blicken lassen, werde ich mich in den Bambusgarten stellen und diese Geschichte mit der Faunenverfälschung laut vorlesen. Vielleicht lachen sich die Milben tot. Dann brauch ich sie nicht mehr zu vergiften.


    Schöne Grüße aus Essen


    Hans

  • Lieber Bambusfreund Hans Bovermann,
    Bambusspinmilben ist für mich kein Problem, ich schneide komplett alle Halme bodennah, spritze einmal mit Lizetan und warte auf neue Halme. :D

  • Hans,


    ...aus Sicht der Faunen- und Florenarier ist das aber schon logisch. Die fremde Bambusmilbe frisst den Neophyt Bambus und fällt hernach dem Nahrungsmangel zum Opfer. Schon ist wieder alles in Ordnung im Teutschen Wald.


    Ich wünschte, alle Probleme der zunehmenden Globalisierung wären so leicht zu lösen...


    Die Natur wird über kurz oder lang ein Gleichgewicht herstellen, sprich irgendein natürlich vorkommender Fressfeind wird sich des Proteinüberschusses annehmen. Ob wir allerdings noch davon profitieren werden...?


    Natur ist immer dynamisch, deshalb kann man in seinem Garten auch einfach kein Stilleben erschaffen. Die einen haben Milben, die anderen Frostschäden, so ist das nunmal. Das einzige, was gegen alle Eventualitäten hilft, ist Gelassenheit. Wo etwas vergeht, wird Platz für neues frei, und wie ich gehört habe, soll es mehr und weniger milbenanfällige Sorten geben.


    Das ganze Gesülz, lieber Hans, das weiß ich, hilft Dir wenig. Aber genausowenig hilft es Dir, wenn Deine Gartengedanken sich um biologische und chemische Kampfmittel drehen. Soll ja schließlich Freude machen, dat Janze.


    Alles wird grün!
    Gruß - Arno