Zur Entstehung einer Hecke Bambus beschneiden

  • 10. April 2004 14:19:51 [5717]
    Autor: Jens jens@radioraum.de


    Hallo zusammen,
    hoffentlich weiss jemand Rat.
    Ich habe im letzten Herbst Bambus geschenkt bekommen, und diesen sogleich eingepflanzt(siehe Foto).
    Jetzt möchte ich, daß der nicht mehr so hoch ist (3m )und zudem buschiger wächst.
    Ich dachte mir, ich schneide die auf der Hälfte ab und pflanze die abgeschnittenen Enden einfach wieder ein, in der Hoffnung, dass die Wurzeln schlagen und anwachsen. Was ist das eigentlich für eine Sorte?
    Wieviel Wasser/ Licht braucht die? Wie sollte der Boden beschaffen sein?
    Welche Möglichkeiten der Düngung bieten sich an?
    Viele Fragen, ich weiss. Wäre aber total nett, wenn mir jemand einen Tip geben könnte...
    Liebe Grüße
    Jens

  • 10. April 2004 20:55:22 [5721 -> 5717]
    Autor: Dave


    Versuchen wir mal die Bambus-Spezialisten zu entlasten und Ihnen von fortgeschrittenem Anfänger zu blutigem Anfänger Rat zu geben. Das wird etwas lang, wie viel davon Sie schon wissen weiss ich natürlich nicht, aber ich ahne Schlimmes :)


    Also, zurückschneiden können Sie ihn schon, Ihren Bambus, auch wenn viele hier (mich eingeschlossen) dies als mittleres Verbrechen taxieren. Der Pflanze schadet's nicht. Allerdings werden Sie den Bambus damit nicht dazu animieren, in die Breite zu wachsen und die Idee mit den Stecklingen funktioniert nicht. Bambus kann man auf zwei Arten vermehren: Aus Samen nachziehen (für uns Hobbyisten nicht gangbar, weil der Bambus gottseidank nicht sehr oft blüht und deshalb nicht viele Gelegenheiten entstehen, zu Samen zu kommen), oder per Rhizomen. Rhizome bildet der Bambus ganz von selbst - das sind im Wesentlichen unterirdische Ausleger, die sich unter Ihrem schönen Rasen wahrscheinlich gerade jetzt vorankämpfen. In wenigen Wochen - sofern Ihr Bambus sich bei Ihnen wohlfühlt - werden aus diesen Auslegern sich Bambussprossen emporkämpfen und sich aus diesen dann neue Halme bilden. Sie dürfen damit rechnen, dass diese innerhalb von 1-2 Monaten zur gleichen Höhe anwachsen, wie die Halme, die sie jetzt schon besitzen. Ihre Schneide-Aktionen müssen Sie also im Jahresrythmus wiederholen.


    Da sich der Bambus ganz allein in die Breite kämpft - übrigens je nach Bodenbeschaffenheit und Nährstoffsituation unter Umständen rasend schnell (es soll Leute geben, bei denen sich innerhalb von einem Jahr Rhizome bis über 2 Meter ausgebreitet haben; das kenne ich aber nur vom Hörensagen, meine eigenen Bambis wollen noch nicht so recht) - stellt sich nicht die Frage, wie sie Ihren Bambus vermehren, sondern wie Sie ihn daran hindern, sich ungebremst durch Ihren ganzen Rasen zu wühlen. Eine sog. Rhizomsperre (s.z.B.http://www.bambus.de/garten/rhizomsperre.html) ist deshalb ein absolutes Muss. Wenn Sie jetzt denken: "Ach, schau'mer erst Mal, wie sich das entwickelt", dann machen Sie einen grossen Fehler. Bambus ist eine ziemlich mimosenhafte Pflanze, die viel Liebe und Pflege braucht, solange man möchte, dass er wächst. Wollen Sie ihn aber loswerden, dann zeigt er seine Zähne und ohne Einsatz eines Baggers oder massiver chemischer Mittel ist er nicht zum Gehen zu bewegen, wenn er sich denn erst Mal breitgemacht hat.


    Ein schönes "Gebüsch" werden Sie aber übrigens so nicht kriegen - die Halme wachsen nicht sehr dicht und bilden nur wenige Seitenzweige.


    Nun zum Thema Düngen. Prinzipiell möchte der Bambus stickstoffreichen Dünger haben, geeignet sein soll Blaukorn, Osmocothe, eine Reihe weitere Dünger. Am einfachsten zu finden ist Rasendünger. Bambus ist prinzipiell eine Grasart und netterweise mag er auch den entsprechenden Dünger. Die Frage nach der Menge ist deutlich schwieriger zu beantworten. Die Bambusspezialisten hüllen sich dazu meist in geheimnisschwangeres Schweigen. Das kann natürlich daran liegen, dass es von denen auch keiner so genau weiss :-). Prinzipiell sollten sie einen Blick auf die Dosierungshinweise auf der Packung wagen, dann mal Ihren Rasen mit dem Bambus vergleichen. Dann werden Sie vermuten, dass der Bambus deutlich höhere Ansprüche an die Nährstoffmenge macht und Sie werden damit richtig liegen. Bisher habe ich noch von niemandem gehört, der seinen Bambus mit Dünger umgebracht hat, wohl aber diverse Meldungen (meine inklusive), dass zu zurückhaltendes Düngen sich nicht gerade positiv auswirkt.


    Ich selbst habe mich dieses Jahr für Gesal Compo (oder so) Rasendünger entschieden - mehr durch Zufall als durch sorgfältige Auswahl. Das ist ein Kombi-Dünger, bei dem ein guter Teil der Wirkung verzögert einsetzt (Langzeitdünger, 3 Monate), während ein Teil auch gleich sofort losrennt (Startdünger). Das Risiko, die Pflanze durch zu viel Dünger zu schädigen geht damit gegen Null. Schlussendlich habe ich mich Handgelenk-mal-Pi für etwa eine 5-8 qm-Dosis pro Staude entschieden. Wichtig ist, dass der Bambus in der Phase des Düngens genug Wasser kriegt (auch sonst mag er's eher feucht, aber nicht dauernass). Zum Düngen ist es jetzt übrigens höchste Zeit. In ein paar Wochen soll' schliesslich Ihr Bambus neue Halme kriegen, und das ist eine ziemlich kräftezehrende Prozedur.


    Nun, was sonst noch? Also, die Sorte kann ich leider nicht bestimmen. Licht: Sonnig bis halbschattig sollte kein Problem sein. Wasser: Mag feuchtes Klima, in Trockenperioden sollte man ihn also giessen (auch in trockenen Wintern!). Erde: Weiss nicht so genau :-).


    Hoffe, damit habe ich ein bisschen weitergeholfen und nicht zu viele Schnitzer gemacht.

  • 11. April 2004 15:32:11 [5729 -> 5721]
    Autor: jens jens@radioraum.de


    hi dave,
    besten Dank für Deine schnelle und ausführliche Antwort, hat mir echt geholfen. Ich werde also erstmal gar nichts tun und schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Bin mal gespannt, ob das wirklich so schnell geht, wie du sagst.
    Frohe Ostern weiterhin!
    Grüße
    Jens

  • 12. April 2004 21:02:16 [5743 -> 5729]
    Autor: Fred


    Hallo Jens,


    hier noch meine Erfahrung.


    Jeder Bambus wird dichter, wenn er geschnitten wird.
    Für eine Hecke eignen sich Fargesien besonders gut. Aber auch Phyllostachys bissetii, Aureos. 'Aureocaulis', Humilis, Glauca und kleiner bleibende Arten/Sorten.
    Geschnitten wird vom Frühjahr, zu Beginn des Blattneuaustriebes, bis zum Sommer. In dieser Zeit verwachsen sich die Schnittstellen schnell und die Pflanzen treiben mehr Nebenzweige und mehr Blätter. Für einen Phyllostachys ist die Eingrenzung mit einer Rhizomsperre unerlässlich. Empfohlene Pflanzbreite Minimum 150 cm und es muss immer zusätzlich gewässert werden. In besonders kalten Regionen ist eine Pflanzbreite von 200 cm ratsam. So können die Pflanzen auch in der Breite weiter einwurzeln und sind dadurch winterhärter.
    Empfohlene Länge ab 6 Meter, besser 10 Meter und mehr.


    Mit Bambusgrüßen Fred
    Bambus ist sehr schnittverträglich. Ich sage immer, der Pflanze ist es egal, denn Sie eignet sich auch gut für dichte Hecken. Es ist nur eine Frage des Geschmacks.Ich liebe imposante Solitärs ebenso, wie gepflegte Bambushecken.